Lima

In den letzten Monaten hatte ich nie Schwierigkeiten aufzubrechen, einen Ort zu verlassen, auch wenn er mir noch so gut gefallen hat. Die Vorfreude auf das Kommende hat den Abschied leicht gemacht.

Diesmal war es anders, die Wehmut groß, genauso wie die Ungewissheit was jetzt kommen wird. Ich habs mir selber ausgesucht und ich wollte und will ja auch unbedingt nach Südamerika. Aber trotzdem.

Und dann auch noch der Flug. von Amsterdam via Madrid nach Lima. 18 Stunden. Zuzüglich anderthalb Stunden Verspätung in Madrid. Ausserdem mein sorgfältig ausgesuchter Sitzplatz gecancelt und der halbe Flieger voller Kinder…

Mein Hostel hatte ich zum Ankommen für fünf Tage gebucht, nachdem ich aber am dritten Tag äusserst unangenehme Ohrenschmerzen bekommen habe und einen Tag damit verbracht habe, eine hübsche Klinik mit einem deutschsprachigen HNO-Arzt ausfindig zu machen und ihm einen Besuch abzustatten, hab ich auf sieben Nächte verlängert.  50 Euro die Behandlung, 50 Euro für die Antibiotika. Zum Glück hatte ich da den peruanischen Kochkurs schon absolviert, dessen eine wesentliche Säule die Zubereitung von Pisco Sours in diversen Varianten war. Ein tolles Getränk. Und ein toller Kochkurs, der morgens mit einem Rundgang über den Markt begann und Einblick gab in die Vielfalt des angebotenen Obst und Gemüses (Ich esse ja hier jeden Tag mindestens eine neue Sorte Kartoffeln. Und die Tomaten! Und die Mangos! Und das Zeug dessen Namen ich nicht kenne, was aussieht wie ein Apfel mit Streifen, riecht wie Melone und schmeckt wie eine sehr leckere Birne) und die Marktkultur an sich. Dann wurde gekocht. Ceviche natürlich, Papas de Huanchayo und Lomo de Saltado. Und weil der Kochkurskoch aus der internationalen Spitzengastronomie kommt, alles nicht auf Hausfrauenart sondern ziemlich raffiniert, ausgeschmückt mit Tips und Tricks aus dem Nähkästchen des Profikochs.

Ansonsten ist Lima keine übermässig aufregende Stadt. Gross, ziemlich schmutzig, mit einem für Fremde schwer zu durchschauenden Transportsystem (es gibt von der Stadt betriebene, hoffnungslos überfüllte Expressbusse mit eigenen Fahrspuren und hoffnungslos überfüllte private Buslinien, bei denen aber nie so recht klar ist, wo die langfahren).

Es gibt natürlich viele alte Steine zu sehen, von präinka bis postkolonial, Kirchen, Paläste, den mumifizierten Francisco Pizarro

und ein hübsches Inquisitionsmuseum und es macht auch Spaß ein, zwei Tage durch die Stadt zu spazieren.

Auch der Stadtteil Miraflores, in dem ich gewohnt habe, eins der besseren Viertel, hat ein paar Parks zu bieten in denen abends musiziert und getanzt wird und man gut Zeit vertrödeln, lesen und Leute gucken kann, es gibt ein paar Ruinen und ziemlich viele gute Restaurants und Imbisse. Und ungefähr fünf Sorten Polizei (Stadtpolizei, nationale Polizei, Verkehrspolizei, Touristenpolizei und so eine Art Ordnungsamt). Trotzdem ich mich also so sicher fühlte, wurde es Zeit aufzubrechen und das zu tun wofür ich hergekommen war, nämlich rumfahren!

  1. Jeden Tag eine andere Kartoffelsorte? DAS PARADIES! Lima. Also werde ich auch dort hinreisen, bald, demnächst, irgendwann, bestimmt. Ich fahre jetzt nach Potsdam, über Bücher reden. Du, off topic, ich traf die Kirsten Fuchs. Sie ist toll. Du weißt. Alles Liebe.

  2. Apfel mit Streifen? Klingt wie „pepino“ 🙂 Ach ja, und es heißt einfach „Lomo Saltado“, ohne de.

    Schön, dass auch mal jemand länger in Lima bleibt und Positives zu berichten hat. Ich hab ein Jahr in der Stadt gelebt und hatte eine tolle Zeit dort 🙂

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