Fuck you Santiago.

Eigentlich wäre es ja mal wieder an der Zeit etwas zu schreiben, über Chile zum Beispiel. Die Tage dort waren aufregend und ereignisreich, ich hatte ja Besuch aus Berlin und wir sind vom Norden, aus San Pedro de Atacama in mehreren Etappen nach Santiago de Chile gereist.

Dort ist dann etwas passiert was für das komplette Südamerika-Paket quasi dazu gehört. Ich habe also irgendwie damit gerechnet, hätte aber trotzdem gern drauf verzichtet. Wir sind überfallen worden. Nicht in einer dunklen Seitenstrasse, nicht mitten in der Nacht. Sondern am frühen hellerlichten Stadtpark, voll von Leuten und auch Security. In der Minute in der grad niemand in der Nähe ist, springen zwei Typen, die ich unter anderen Umständen vermutlich umgehustet hätte, auf uns zu, ich habe ein Messer am Leib und es wird recht schnell deutlich worum es geht, Kameras, Telefone, Brieftaschen, meine Uhr. Das Ganze dauert keine Minute, dann rennen sie los. Wir hinterher, werden noch mit Steinen beschmissen, die Penner verschwinden in den Büschen. Kurz darauf treffen wir Securitys die auch sofort auf Motorrädern losfahren, natürlich ohne Erfolg.

Wir werden der Polizei übergeben die freundlicherweise auch noch eine Runde mit uns durch den Park dreht, eine dreiviertel Stunde später. Überraschenderweise waren die Gangster nicht mehr da. Wir fahren auf die Wache, dürfen unsere Anzeige aufgeben und bieten an dass man über die Ortung des iPhones ja mal schauen könnte ob es noch an ist und wo es steckt. Geht nicht. Chilenische Polizeireviere haben kein Internet. SO werden dann zur U-Bahn gefahren wo man uns freundlicherweise noch ein Ticket spendiert.

Wir sind angepisst, frustriert und genervt. Neben dem materiellen Verlust gibt es dieses unangenehme Gefühl und die Frage was man hätte anders machen können um dem zu entgehen. Vermutlich gar nichts aber der Gedanke treibt um. Von  Santiago haben wir die Schnauze voll, zum Glück geht es bald weiter. Vorher allerdings muss ich noch die Kamerafrage klären. Die bislang verwendete und innig gemochte Fujifilm X-T1 gibt es in Santiago nicht und ausserdem würde es das Budget sprengen. Immerhin finde ich eine leicht überteuerte Knipse, ebenfalls von Fuji, die ich mir in Japan schonmal als Backup kaufen wollte.

Ein kleines bisschen Glück im Unglück war der Umstand dass ich am Tag zuvor zwei Objektive aus meiner Kameratasche ausgepackt habe die ich grad nicht benutzt habe sowie den Pass und die zweite Kreditkarte und 1000 Dollar Bargeld im Apartment gelassen habe.

Ein kleines bisschen lachen musste ich als dass eintrat wovon man immer mal wieder liest und worauf ich spekuliert habe. Ich habe natürlich sofort sämtliche Zugangsdaten, die auf dem Telefon hinterlegt waren, geändert. Bis auf die Dropbox. Die hat nämlich einen automatischen Upload für Kamerabilder. Sobald das Gerät in einem Wlan hängt fängt es an, die zuletzt aufgenommenen Bilder in einen Dropbox-Ordner zu laden.
Zwei Tage später, ich bin mittlerweile in Cordoba in Argentinien, sehe ich dass der entsprechende Ordner auf meinem Computer aktualisiert wird und finde eine nette Sammlung Bilder von dem Trottel und seinen Freunden. Allein, es nutzt mir nichts denn es gibt für mich keine Möglichkeit die chilenische Polizei zu kontaktieren und mit Bezug auf die Anzeige die Bilder, die sogar geocodiert sind, zu übermitteln. Ich könnte im Polizeirevier vorbeigehen und die ausgedruckten Bilder vorbeibringen. Aber ich bin ja in Argentinien. Und nach ein paar Tagen und weiteren Uploads ist es ihm wohl auf aufgefallen oder er hat das Gerät zurückgesetzt oder verkauft an jemand schlaueren.

Shit happens. Get over it.

2015-03-01 23.48.55

  1. Du lebst, mein lieber Karten schreibender Freund. Das zählt, so aus der Entfernung. Und solltest Du auch mein Reisebuch schreibender Freund werden wollen, ich wäre Fan, und Förderin. Danke – und alles Liebe aus dem Wedding, Lydia

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