Wir sind die Roboter

https://www.youtube.com/watch?v=k1vV8HlLgN4

Weil man ja nicht immer nur rumlaufen und essen kann, habe ich den heutigen Tag durch ein wertvolles kulturelles Highlight aufgewertet. Das Roboter-Restaurant in Shinjuku.  Das Essen kann man sich getrost sparen aber die Show ist sensationell und vermutlich ziemlich einmalig. Ich habe vorher überlegt ob ich da wirklich rein will da es ja schon ein bisschen albern ist und auch recht teuer aber jetzt bin ich sehr froh dass ich dort war, weil es wirklich einmalig ist und auch sehr albern. Anderthalb Stunden Licht, Lärm, Rauch, Quatsch, Geschreie, Roboter und natürlich die Roboterassistentinnen.

Japan könnte ja ohne spürbaren Komfortverlust 20% seines Energieverbrauches einsparen, würde hier nur irgendjemand mal das Licht ausschalten, wenn er den Raum oder das Haus verlässt, den Motor ausmacht während er das Auto abstellt um darin ein Nickerchen zu machen und wenn man die Temperatur in den beheizten Toilettensitzen einfach um zwei Grad runter drehen würde.

Tokyo Tsukiji Fishmarket

In keiner Reportage über die Stadt darf sie fehlen, die Thunfischauktion auf dem Tokioter Fischmarkt. Jeden Morgen gegen fünf werden dort große Mengen Thunfische für riesige Summen versteigert, pro Fisch werden da schon mal ein paar hunderttausend Euro fällig. Um so genauer schauen sich die Händler die Ware vorher an, es wird gerochen, geklopft, mit der Taschenlampe durch Fleischproben geleuchtet, ein bisschen genascht. Und man kann dieser Auktion beiwohnen. Morgens um halb sechs. Ab fünf werden die täglich 120 Plätze vergeben. Doof nur dass die Ubahn erst so ab halb sechs fährt. Man muss sich also vorher die Nacht um die Ohren schlagen. Was in Tokyo überhaupt kein Problem ist. Doof nur wenn man um halb fünf ankommt und feststellt, dass die Plätze alle schon vergeben sind weil die Schlauen schon ab halb drei gewartet haben. Der zweite Versuch, ich verbringe den Abend in einem Onsenbad mit intensiver Körperpflege und liege ein paar Stunden in heissem Wasser aus Mineralquellen. Wie es sich gehört mit einem gefalteten Handtuch auf dem Kopf. Dann noch ein paar Stunden durch die nahezu menschenleere Stadt spazieren, ein paar Fotos machen und schon ist es halb drei. Überraschenderweise bin ich nicht der erste und bis halb vier sind mehr als genug Menschen für die heutige Tour da. Wir bekommen gelbe Warnwesten und dürfen noch knappe zwei Stunden etwas beengt in einem Raum warten. Die Mitwartenden sind redselig und unterhaltsam und so vergeht die Zeit schneller als befürchtet. Der Weg über den Markt zur Auktionshalle hat was vom Pekinger Stadtverkehr, auf Fußgänger nehmen die flotten Elektrokarren keine Rücksicht, zumal wenn es sich um nervige Touristen handelt.  Und dann gehts los, eine knappe halbe Stunde lässt man uns zusehen bevor man uns wieder aus der Halle treibt. Warten macht hungrig. Sehen meine neuen Freunde aus der Warteschlange genauso und so gibt es um kurz nach sechs ein solides Sushi-Frühstück, mit dem frischesten Fisch den man sich nur wünschen kann. Und dazu ein kaltes Bier.

Hokusai!

Regenschirmgarage

Regenschirmgarage

Seit zwei Tagen regnet es in Tokio und was macht der Japaner da wenn er seinen Regenschirm lang genug ausgeführt hat? Ehrlich, ich habe noch nie so viele Regenschirme gesehen wie hier. Es scheint auch eine komplette Regenschirmserviceinfrastruktur zu geben, von Regenschirmkondomen die man während eines Ladenbesuches über den Schirm zieht, kostenlosen Schirmen die Läden allerorten ihren, was recht unwahrscheinlich ist, unbeschirmten Kunden mitgeben, bis hin zu einer Art Regenschirmgarage, in der man seinen Schirm anschliessen kann wenn man z.B. ins Museum geht.

Achja richtig, ins Museum. Dorthin geht der Japaner nämlich bei Regen. Und ich auch. Im Royal

Die große Welle

Die große Welle

Ueno Museum gibt es grad eine Ausstellung mit den wunderbaren Werken von Katsushika Hokusai, dem vermutlich bekanntesten und bedeutendsten japanischen Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts. Bekannt sind vor allem seine detailreichen und präzisen Farbholzschnitte. Mag ich gern und deswegen habe ich mich dem Gänsemarsch der Besucher angeschlossen und bin schön an u.a. allen 36 Blicken auf den Mt. Fuji vorbeibewackelt. Und bloss nicht stehenbleiben!

Luke Skywalker sperrt ab.

Luke Skywalker sperrt ab.

Nachdem ich dann noch Luke Skywalker beim Strasse absperren getroffen hab, kam ich auf meinem Heimweg beim Umsteigen in der Station Ikebukuro, die praktischerweise drei integrierte Shoppingcenter hat, an einem Backwarenstand vorbei und nach drei Wochen Reis dachte ich mir, so ein schönes frisches Weißbrot bringt willkommende Abwechslung auf den Speiseplan. Ich stehe an und  staune. Und jetzt die Preisfrage. Wie viele Plastiktüten braucht man in Japan um sieben Teile Gebäck zu verpacken? Richtig, acht. Sieben für die Teile und eine um alles wegzuschleppen. Man kann übrigens mit nichts so sehr irritierte Blicke hier ernten wie mit einem Stoffbeutel den man an der Kasse auspackt.

Mein prima duftendes und warmes Weißbrot ess ich zum Frühstück, denn zum Abend haben mich meine freundlichen malaysischen Airbnb-Mitbewohnerinnen zum Essen eingeladen. Sie haben gekocht, es ist scharf, sehr lecker und wird traditionell mit der Hand gegessen. Ein lustiger Abend.

Damenbild mit Jonas

Damenbild mit Jonas

Tokyo Drift

Tokio ist groß. Sehr groß, angeblich die größte Stadt der Welt, einwohnermässig gesehen, ca. 32 Millionen Menschen leben im Großraum. Ich fahre seit Tagen kreuz und quer durch die Stadt, mit Zügen die mal Subway, mal Metro, Japan Railways oder Private Lines heissen. Einen Plan wo alle Linien und alle Verbindungen drauf sind, gibt es scheinbar nicht und so bin ich immer wieder überrascht wenn auf einer Umsteigestation plötzlich eine Linie angezeigt wird die man zwar braucht, die aber laut Plan nicht vorhanden ist. Jedenfalls nicht an der Stelle. Zwischendurch tauche ich auf, laufe durch die Stadt und staune, über die Größe, die Dichte,die Lichter, die Organisiertheit, die Menschen. Ick finds super hier.

Nordkorea – Eine Reise in das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten

Ich war in Nordkorea, dem seltsamen, abgeschotteten Land mit den skurrilen Führern. Der Wunsch dorthin zu reisen existierte seit einigen Jahren, geweckt und verstärkt durch all die skurrilen, unglaublichen Geschichten und den Bildern und Filmen anderer Reisender, die eine Welt zeigen die so anders ist als alles was ich bisher gesehen habe.

Gesagt, getan, gebucht. Da individuelles Reisen in der KDVR nicht möglich ist, sucht man sich einen Veranstalter, bucht eine Tour und los gehts. In unserem Fall war das die sehr zu empfehlende Firma Young Pioneer Tours.

Los gehts, die Anreise mit dem Zug von Peking 27 Stunden, nachmittags gehts los, in China ist National Holiday, d.h. das ganze Land ist unterwegs und fährt nach Hause zu Muttern. Wir kämpfen uns durch, die Fahrt verbringt man im Sechserabteil, drei Etagen, keine Tür, so lernt man sich schonmal kennen. Morgens um Sieben sind wir in Dandong, der Grenzstadt, es bleibt Zeit für einen Spaziergang an den Grenzfluss, zwei Brücken, eine zerbombt, natürlich von den Amis. Ein erster Blick hinüber, wir sehen einen Rummel mit Riesenrad. Ist doch was dran am Paradies der Werktätigen?

Die ersten Kontrollen, der neue Zug, dutzende Uniformierte steigen zu, alles wird kontrolliert. Was wird mitgeführt, Kameras, Laptops, Telefon, Druckerzeugnisse, immer wieder die Frage nach Bibel und Koran. Zwei Stunden Anspannung. Noch unangenehmer ist es für die Koreaner die alle große Pakete mit Waren mitschleppen, diskret wechseln Zigarettenpackungen und Geldscheine die Besitzer.

War die Fahrt in China bisher eine – Achtung! – zügige Angelegenheit, könnten wir in Bestkorea fast neben her laufen. 8 Stunden für ca. 250 Kilometer. Andererseits ermöglicht dass erste ungestörte Blicke in das Land. Wir sehen Felder über Felder, praktisch jede freie Fläche wird landwirtschaftlich genutzt. Was man nicht sieht sind Maschinen. Geerntet wird von Hand. Von sehr vielen Händen. Manche Hände stecken aber auch nur in der Hosentasche oder halten Zigaretten während ihre Besitzer in der Gegend herumstehen. Genau genommen stehen sogar sehr viele Menschen einfach in der Gegend herum. Oder sitzen. Oder hocken. Wir sehen Bahnhöfe, bzw. den gleichen Bahnhof immer wieder, es scheint im ganzen Land nur ein Modell zu geben. Natürlich tragen die Gebäude die Bilder der geliebten Führer. Die ersten Male zeigen wir sie uns noch gegenseitig aber der Effekt nutzt sich schnell ab, bis Pjöngjang haben wir schon ein Dutzend gesehen.

Ankunft Pjöngjang Hauptbahnhof, ein Bus wartet auf uns, unsere Guides, die Fahrt geht durch die Stadt und Überraschung! – man sieht gar nichts, es ist finster, keine Strassenbeleuchtung, wenige Autos, kaum Licht aus den umliegenden Häusern. Seltsames Gefühl, so habe ich noch keine Stadt erlebt, ein echter erster Kulturschock.

Unser Hotel, das Yanggakdo International ist das zweithöchste Gebäude im Land. Wir bekommen Zimmer im 37. Stock und ahnen einen sensationelle Ausblick auf die Stadt und den Fluß Taedong, direkt vorm Haus. Abendessen im Drehrestaurant im 47. Stock, es hat den Charme einer Kantine im VEB Obertrikotagen Apolda. Sechs Gänge in acht Minuten. Und das erste bestkoreanische Bier ist ganz schön gut.

Der erste Morgen. Der Blick aus dem Fenster ist tatsächlich sensationell. Man kann es sogar öffnen und die gute frische Morgenluft atmen. Frühstück im großen Bankettsaal mit ein hundert Chinesen. Es gibt Kimchi, Tofu, Reisschlabber, Toastbrot, Spiegeleier und eine absurd widerwärtig schmeckende Marmelade. Also Toast mit Butter. Und eine Tasse Tee. Lipton.

Aber wir sind ja nicht zum Vergnügen hier, schon gehts mit dem Bus Richtung Kaesong, nach Panmunjom zur demilitarisierten Zone. Wir nehmen die ca. sechsspurige Autobahn, so genau kann man das nicht sagen weil es keine Markierungen gibt. Es rumpelt ganz ordentlich, uns kommen haufenweise Fußgänger entgegen und Radfahrer, hin und wieder steht ein Uniformierter in der Gegend rum und bewacht irgendetwas. Aber irgendetwas fehlt. Achja, die anderen Autos. Auf der zweieinhalbstündigen Fahrt kann man das was wir überholen oder was uns entgegenkommt an zwei Händen abzählen.

In der DMZ erklärt man uns erstmal sehr ausführlich wie der Koreakrieg nun wirklich ablief, wer wann wo und wem gegenüber gesessen und sich angestarrt hat. Die ebenfalls anwendende chinesische Reisegruppe hat großen Spass daran, unsere Hände über den Verhandlungstisch zu schütteln. Könnten sie vermutlich stundenlang machen, wenn nicht unsere Guides – wir haben drei, Ms. Jong, Ms. Chang und der stille Mr. Kim – nicht mantraartig mahnen würden, Its time to go, we have to leave! – um bei Bedarf wie ein eifrige Schäferhunde die Herde unerbittlich zusammenzutreiben. In diesem Fall uns, die gerne lieber noch ein Foto machen möchten.

Ein sehr seltsamer Moment für mich ist als wir eine der blauen Hütten auf dem 38. Breitengrad betreten, war ich doch hier erst im vergangenen Jahr, damals von der anderen Seite kommend. Das Brimborium im Norden der Grenze ist ähnlich affig wie im Süden mit dem Unterschied dass man Faxen machen darf und winken und man darf sich mit den Angehörigen der ruhmreichen Koreanischen Volksarmee fotografieren lassen, was sonst überall streng verboten ist.

Später in Kaesong, bekannt für die Sonderwirtschaftszone, lernten wir im Heimatmuseum dass in Korea erstaunlicherweise nicht nur der Buchdruck erfunden wurde sondern auch der Löffel. Und das Ginseng, was in jedem Souvenirshop in diversen Darreichungformen angeboten wird, so ziemlich gegen alles hilft, von Nervosität über Pickel bis hin zu Krebs, AIDS und sogar Hämorrhoiden. Die Chinesen kaufens natürlich.

In Kaesong ereilt uns zum ersten Mal etwas was wir Nordkoreaparanoia nennen. Ganz zufällig haben wir etwas Zeit, vorgeschlagen wird ein kleiner Spaziergang durch einen nahen Park, just als wir ankommen beginnt Musik und sehr viele alte Menschen in hübschen Kostümen und Uniformen singen und tanzen und schnappen sich Mitglieder unserer Gruppe und beziehen sie mit ein. Es ist Tag des älteren Mitbürgers! Kann das sein? das wir zufällig auf normales Volk treffen und die sich nicht scheu abwenden sondern ganz wild auf uns zugehen? Uns kommt es sehr inszeniert vor. Wie noch bei diversen weiteren Gelegenheiten wo wir irgendetwas besichtigen und plötzlich etwas scheinbar unerwartetes passiert, ein Zug fröhlich singender Pioniere an uns vorbei oder es wird musiziert oder schon wieder will jemand mit uns tanzen. Und immer lungern überall ganz zufällig diese Typen rum, junge bis mittelalte Männer in uniformartigen Jacken wie sie hier fast jeder trägt. Wir sollen sehen was man uns vorgibt, fröhliche Menschen die glücklich uns zufrieden sind und mit Freude am Aufbau der sozialistischen Gesellschaft arbeiten. Dabei übersieht man scheinbar dass wir den ganzen Tag andere Realitäten sehen. Menschen mit leeren Gesichtern, die stundenlang zu Fuß unterwegs sind, weil es ein nur unzureichendes Transportsystem gibt, Menschen die den ganzen Tag stupide Tätigkeiten vollbringen, gebückt und von Hand erntend, Strassen mitten in der Pampa, auf denen niemand unterwegs ist, mit einem Reisigbesen fegen, Unkraut zupfen oder rumstehen und irgendetwas bewachen. Es wird soviel bewacht. Kreuzungen, Bahnhöfe, Einfahrten, Ausfahrten, Türen, Tore, Brücken. Und wer nichts bewacht oder arbeitet oder durch die Gegend läuft, steht einfach nur so rum oder hockt. Und raucht und guckt und wartet. Auf Baustellen, Feldern, mitten im Wald.

Ich erspare mal die weitere detaillierte Beschreibung des Reiseverlaufs. Die Tage verliefen im Prinzip alle ähnlich, aufstehen, komisches Frühstück, mit dem Bus durch die Gegend fahren, Sachen angucken in einem Tempo wie man es nur von japanischen Reisegruppen auf Europatour kennt. Immer sind unsere Guides Ms. Chang und Ms. Jong bemüht, uns jede Großtat von Our Great Leaders (und um ehrlich zu sein gab es ausschliesslich Großtaten) bis ins Detail zu schildern, auf welchem Stein sie gesessen haben, hinter welchen Baum sie während des Befreiungskrieges geschissen haben und wie oft sie diese Fabrik und jene Kooperative besucht haben (bis zu 84 Mal!). Währenddessen sass der stille Mr. Kim hinten im Bus oder lief hinter der Gruppe und hat mit den Leuten gequatscht. Manche hielten ihn für einen überraschend lockeren Typen der gern mit Ausländern abhängt (zugegeben, seine Tanzperformance beim Karaoke zu My Heart will go on war schon ziemlich lässig.) Ich bin mir aber nicht ganz sicher und halte es für einen Teil der Show.

Und hier nun meine Top 3 der absurdesten Orte

1. Kumsusan – Palace of the Sun (gesprochen Kumsusanpalaceofthesun, niemals nur Kumsusan oder Palace).

Ein Betonungetüm in Pjöngjang in dem die Leichen des Ewigen Präsidenten Kim Il Sung und des Generals Kim Jong Il aufgebahrt sind. Wir wurden aufgefordert uns angemessen zu kleiden. Gern gesehen sind Anzüge und Krawatten, mindestens aber ein ordentliches Hemd, auf gar keinen Fall gehen Jeans und Turnschuhe. Kameras sind natürlich nicht erlaubt. Über gefühlt kilometerlange Laufbänder geht es vorbei an so ziemlich jedem Bild das von den beiden je gemacht wurde. Ich vermisse nur das Foto von Kim Jong Il während der Besichtigung einer Büstenhalterfabrik
. Vor Statuen dürfen wir uns das erste Mal verbeugen, die Hände an die Hosennaht, den Oberkörper etwa 45 Grad nach vorn geneigt. Und nicht lachen. Wir müssen durch eine Gebläseschleuse und einen Schuhsohlenreiniger. Es geht in einen Saal mit gedimmtem Licht, in jeder Ecke steht ein Soldat. In der Mitte ein gläserner Sarg, drinnen liegt kein Schneewittchen sondern Kim Il Sung, in Vierergruppen wird Aufstellung genommen und sich verbeugt. Zu den Füssen, zur rechten und zur linken Seite. Nur nicht am Kopfende. Absurder gehts nicht? Oh doch! Anschliessend laufen wir durch einen Raum in dem sämtliche Auszeichnungen ausgestellt die der Präsident je erhalten hat. Vom Karl-Marx-Orden über Ehrendoktorwürden renommierter afrikanischer Universitäten inklusive Tigerfellmantel bis zum Ehrenvorarbeiter im Stahlkombinat Krasnoyarsk. Ausserdem sehen wir den Eisenbahnwagen mit dem der Große und Geliebte Führer das Land zu bereisen pflegte, eingerichtet wie ein Russenpuff, sowie seine Mercedes S-Klasse.

Nächste Runde. Das gleiche Spiel mit dem General, Hall of Lamentation, in Viererreihen aufstellen, dreimal verbeugen, dabei ist man umgeben von festlich gekleideten, aufgelösten, weinenden Koreanern. Orden angucken, dann Eisenbahnwagen, S-Klasse, sowie seine Yacht und das Golfcart. Ausserdem sein Macbook. Vermutlich auch seine Erfindung. Puh. Schnell raus hier. Wobei, schnell ist gut gesagt, es geht wieder über die kilometerlangen Fahrbänder, vorbei an den Bildern. Dazu läuft übrigens die ganze Zeit, im gesamten Gebäude ununterbrochen diese Musik: https://www.youtube.com/watch?v=Bcob4ED30Dw

2. Das Geschenkmuseum

Kim Jong Il reitet einen Tiger.

Kaum dass das hysterische Kichern nach dem Besuch des Kumsusan Palace of the Sun etwas nachlässt, steht die Besichtigung des Geschenkmuseums in Pjöngjang an (Es gibt noch ein weiteres auf dem Land, eine Art riesiger Bunker), hier werden Geschenke ausgestllt die die Herren Kim I, II & III erhalten haben von Koreanern aus dem Norden, aus dem Süden und denen die im Ausland leben. Fotografieren leider wieder nicht erlaubt, vermutlich weil sie hnen dass die Welt sich kaputtlachen würde über den Quatsch er dort gezeigt wird. aufenweise kitschiges Zeug, Schmuck, Schwerter, Messer, Leuchter, Gemälde bis hin zu riesigen, tonnenschweren Granitblöcken mit eingravierten Juchz-Versen. Der Knaller aber ist ein mterhohes, eiförmiges Gemälde auf Porzellan, der Generalissimus Kim Jong Il, wie er gewandet in eine historische koreanische Kriegerrüstung auf einem Tiger reitet. Ich beisse mir auf die Finger um nicht laut loszulachen. Auf der Rückseite steht er mackermässig mit Kippe in der Hand auf dem Gipfl de Mt. Hallasan auf der Insel Jeju in Südkorea, im Hintergrund lümmelt ein Tiger.

3. Das Liberation War Museum

Ewiger Präsident oder Knuddeldiktator, das ist hier die Frage!

Dort waren wir fast am Ende, schon ziemlich abgebrüht, dachten uns schockt nichts mehr. Nachdem wir im Aussengelände das gekaperte amerikanische Spionageschiff USS Pueblo besichtigten und uns ehrlich empört hatten über diesen aggressiven Akt der Verletzung der Souveränität der KDVR, führte man uns in den Neubau des Museums, errichtet nach einer Idee des respektierten Führers Kim Jong Un, natürlich in Rekordzeit erbaut. Die Eingangshalle, ein Traum aus Marmor und Glitzer, eine riesige Freitreppe die unseren Blick zu einer Statue lenkt. Oh denken wir, der, wie die BILD ihn jüngst nannte, feiste Knuddeldiktator hat seine erste eigene Statue bekommen. Nicht aus Marmor oder Bronze wie sonst hier üblich sondern eher im Stil einer lebensechten, überlebensgrossen Actionfigur in Marschalluniform. Noch überraschter sind wir als uns mitgeteilt wird, dass es sich hier nicht um Kim Jong Un sondern um Our President Kim Il Sung handelt. Und auch im Rest des mit allen multimedialen und museumspädagogischen Finessen ausgestatteten Museums finden sich diverse Fotos und Gemälde aus dem Verlauf des Krieges, auf denen der Präsident sehr verdächtig aussieht wie sein Enkel. Interessante Art der Legitimierung der Dynastie.

Es gab natürlich noch viel mehr Erlebnisse, interessante und absurde. Die Besichtigung der West Sea Barrage oder wir mittendrin in der Parade zur Begrüssung der heimkehrenden, sehr erfolgreichen Sportler von Asian Games in Südkorea, zusammen mit hunderttausenden die die Strassen säumten.

Wir in der Zentralsteuerung des Cholima Stahlwerks.

Verblüffend ist wirklich mit welcher sektenartigen Vehemenz einem erzählt wird, dass man sich grad im großartigsten Land der Welt befindet, das natürlich ein paar kleine Probleme hat die aber ausschliesslich dem Embargo der Amerikaner geschuldet sind. Dabei liegt das Land komplett am Boden, in der Landwirtschaft gibt es nahezu keine Maschinen (wir haben zweimal einen kleinen Mähdrescher gesehen, es gibt ein paar uralte Traktoren und so eine Art Rasenmäher mit Anhänger), was zu ziehen ist, zieht ein Ochse. Im Colima Stahlwerk wird hauptsächlich Altmetall eingeschmolzen, man zeigte uns einen angeblichen Steuerungsraum mit diversen Monitoren und Computern auf denen aber nichts installiert war und die Überwachungssoftware mit beeindruckend bunten Bildern lief als Flashapplikation.

Das einzige wofür es scheinbar unbegrenzte Ressourcen gibt sind die Bilder und Statuen der grossen Führer. Man sieht sie allerorten, immer frisch und sauber, oft wird an ihnen gearbeitet, sie sind nachts immer und durchgehend beleuchtet, in einem Land wo es jeden Tag mehrere Stromausfälle gibt. Dagegen sieht man im ganzen Land keine Züge fahren, Wagen stehen immer nur rum, die Gleise sind krumm und schief und wenn Menschen sich auf dem Land motorisiert fortbewegen, dann auf der Ladefläche von rumpeligen alten Armeelastern. Busse und Straßenbahnen werden nur noch von der Farbe zusammengehalten, sind hoffnungslos überfüllt, fahren abends ohne Innenbeleuchtung und trotzdem stehen an den Haltestellen oft hundert Meter lange Schlangen. Autos gibt es in Pjöngjang inzwischen erstaunlich viele, auch erstaunlich hochwertige europäische oder amerikanische, Limousinen und SUV. Viele gehören Militärs oder werden besonders verdienten Bürgern zugeteilt, regulär kaufen kann man kein Auto

Wenn man sieht, wie gebaut wird, kann einem Angst und Bange werden. Die meisten Häuser, auch hohe, werden Stein auf Stein gebaut, mit porösen Ziegeln die in Handarbeit hergestellt werden, dann werden die Häuser mit Zement verkleidet in den Muster geprägt werden die es nach Plattenbau aussehen lassen. Auch hier, keine Maschinen, keine Gerüste, man seilt sich ab. Aber Unmengen Menschen auf den Baustellen von denen ein Großteil rumsteht.

Ach, man könnte noch so vieles erzählen. Neben all den Absurditäten darf man nicht vergessen dass dort ziemlich viele Menschen leben, Menschen denen seit 65 Jahren Märchen erzählt werden, die auch ehrlich glauben dass sie tollsten Land überhaupt eben, dass von aller Welt bewundert wird. Ausser natürlich von den Imperialisten in Amerika und dem Marionettenregime in Südkorea, die jederzeit kurz davor sind das Land anzugreifen. Und trotz mehreren Generationen Gehirnwäsche hatten wir den Eindruck dass die Menschen neugierig sind auf uns, dass es kleine zarte privatwirtschaftliche Pflänzchen gibt und sei es nur eine mobile Fahrradreparatur oder ein Gemüsestand an der Strasse. Man kann es den Menschen nur wünschen dass sich schnell etwas ändert denn egal was kommt, es kann nur besser sein als der aktuelle Zustand.

Andererseits ist man geneigt, den Menschen in Südkorea zu wünschen dass es noch eine Weile dauert bis sich etwas ändert, denn sie werden es sein, die das alles bezahlen müssen. Die Verhältnisse sind ja keinesfalls mit denen in der DDR und der Bundesrepublik zu vergleichen, weder was das Bevölkerungsverhältnis noch was die Finanzkraft und Lebensverhältnisse angeht.

Puh. Noch Fragen? Die beantworte ich gern in den Kommentaren. Ich musste die Bilder hier etwas umständlich einfügen weil sonst die Beschreibungen nicht angezeigt werden.

 

Welcome back Master!

Tokio, Stadtteil Akihabara, ich sitze mit meinem Kumpel John in einem Raum der eine Mischung aus Waschsalon und dem IKEA Kinderparadies ist, eine junge Frau in einem mangaartig überzeichneten Hausmädchenkostüm verbeugt sich vor uns und sagt mit einer quiekenden Stimme die klingt wie Gogo aus Kill Bill „Welcome back Master!“. Kurz darauf tragen wir, wie alle Gäste im Raum, Hasenohren und klatschen und grölen zu einer Show die eine wilde Mischung ist aus Singen, Tanzen, Geschrei und Licht. Es geht natürlich sittsam zu und alle haben Spass. Wir haben uns auf der Strasse kobern lassen und sind im Maidreamin, einem Maidcafè und fühlen uns recht tief eingetaucht in die japanische Popkultur, von der man immer so viel hört und immer nicht so recht glauben mag, ob es das alles wirklich gibt.

Fotografieren war drinnen leider nicht erlaubt, Fotos von mit den Maids kostet einen soliden Aufpreis aber die Website gibt einen ganz guten Einblick: http://maidreamin.com/en/about

Shanghai am Sonntag

Shanghai with a view

Seit gestern bin ich in Shanghai, angereist mit dem CRH, quasi der deutsche ICE auf Speed, 1400km in gut fünf Stunden.
Shanghai am Sonntag ist ziemlich cool, kaum Verkehr, überall entspannte Menschen und ich habe Jeffrey getroffen, einen jungen Fotografen der mir spontan die halbe Stadt gezeigt hat.

Beijing revisited

Ich war ja in Korea, genau im nördlichen Teil dieses schönen Landes. Da Reisen dorthin immer von Peking aus beginnen, dachte sich meine kleine Reisegesellschaft, wenn wir schon mal da sind, dann bleiben wir hier gleich noch ein paar Tage, erholen uns von der Gehirnwäsche der vergangenen Tage, probieren was die Pekinger Küche so zu bieten hat, besichtigen ein paar Schauplätze aus  „Der letzte Kaiser“ , gucken ob die Mauer wirklich so lang ist und schauen mal wie der Chinese in seiner natürlichen Umgebung so tickt. Da wir noch sehr mit Erinnern und Verarbeiten beschäftigt waren, haben wir das Ganze eher ruhig angehen lassen und mehr als eine Art Zugabe nach dem Motto Buy one, get one free verstanden.

Weiter als Pjöngjang und Peking können zwei Orte vermutlich nicht voneinander entfernt sein, jedenfalls was den Puls der Stadt angeht. Peking ist laut, schmutzig, rast- und uferlos, verstopft. Der Verkehr auf den Strassen ist eine Frechheit, läuft aber erstaunlich flüssig (der einzige Störfaktor sind die Fußgänger).

Wir hatten noch ein paar schöne Tage in einem wirklich netten Hostel, haben alles gegessen was sich uns dargeboten hat (Sichuan Pepper ist mein neues Lieblingsgewürz!), haben gesehen was wir sehen wollten, ein bisschen entspannt und haben auch immer wieder zwischendurch Bestkorea gesprächstherapeutisch aufgearbeitet.

 

Die gelbe Gefahr

 

Das dem Bild ist keine Sonnenfinsternis, das ist der beruehmte Pekinger Smog, auf einem bis 500 gehenden Index wurde heut der Wert 441 erreicht, Stufe Hazardous. Es brennt in den Augen, macht Kopfschmerzen, Husten und ein lustiges Prickeln auf der Zunge.