Busfahren

Nach einer Woche also hab ich es geschafft, aus Lima aufzubrechen. Die Richtung hiess Cusco, die alte Hauptstadt des Inka-Reiches. Das erste Ziel Huancayo, eine Stadt schon ziemlich hoch in den Bergen.

Züge gibt es in Peru nur sehr wenige, das Verkehrsmittel der Wahl ist der Bus. Busse gibt es in sehr unterschiedlichen Qualitätsstufen. Zu Anfang dachte ich mir, fange ich mal ganz oben an. Der Mercedes unter den peruanischen Buslinien heisst Cruz del Sur. Das Firmenmotto lautet Sicherheit, Pünktlichkeit, Bequemlichkeit  und in der Tat werden sie ihrem Anspruch ziemlich gerecht. So wie man hier Bus fährt, würd ich gern mal fliegen. Breite Sitze die man zum schlafen fast waagerecht neigen kann, WiFi, warmes Essen am Platz, serviert vom Busbegleiter, der später dann noch mit den Passagieren eine Runde Bingo über Bordmikro spielt. Gern hätt ich die Fahrt genossen, wäre es nicht bis auf Höhen von 4.600 Metern auf kurvenreichen Strassen in den Anden gegangen. So habe ich mich an meine Kotztüte gekrallt, den Sitz geneigt und mit Herzrasen, Atemnot, Übelkeit und Kopfschmerzen dahingedämmert. So vergehen acht Stunden auch wie im Fluge.

In Huancayo habe ich  zwei Nächte und den Tag verbracht um mich von den Strapazen zu erholen. Dabei Meerschweinchen gegessen (schmeckt wie Hühnchen, ist nur kaum Fleisch dran und wir in der Regel mit Kopf serviert, hier ein Zeichen von Qualität, da der Esser so erkennen kann dass es keine Katze ist. Wurde mir jedenfalls so erzählt), einen Tagesausflug zu den archäologischen Sehenswürdigkeiten der Umgebung gemacht, in einem Kleinbus voller gutsituierter peruanischer Touristen (was es genau zu sehen gab, weiss ich leider nicht weil, die Tour entgegen den Beteuerungen beim Buchen natürlich nicht auf Englisch sondern ausschliesslich auf Spanisch stattfand. War trotzdem lustig und irgendwann konnten die zwei reizenden Töchter der mitfahrenden peruanischen Familie dann doch ein bisschen Englisch und haben mich mit Infos und beim Lunch mit Essensempfehlungen versorgt.

Von Huancayo wollte ich eigentlich mit dem rumpeligen Schmalspurzug weiter nach Huancavelica. Leider fährt der dienstags nicht und so musste ich auf Expreso Molino mit dem Ziel Ayacucho ausweichen. Eine Busgesellschaft, die eher zur Kategorie C gehört (B hab ich bisher noch nicht gefunden). Natürlich keine Klimaanlage, eher enge Standardsitze aber immerhin ein Klo an Bord (auch wenn die Tür nicht schloss). Kurz nach Beginn der Fahrt stellte sich der Busbegleiter, den es auch hier noch gab, in den Gang und fing an zu reden. Ich dachte schon zu früh gefreut Sitznachbar, also du mich ausgelacht hast während ich versuchte, den vermutlich noch nie zuvor benutzten Sitzgurt für mich passend zu machen. Wie sich dann aus Wortfetzen und hochgehaltenen Bildtafel erschloss, hat der Mann keineswegs die Securityfeatures des Busses erläutert sondern eine astreine Verkaufsshow abgezogen. Es ging um Verdauung. Die Bilder waren recht explizit, die Leute beeindruckt und als er dann zum Höhepunkt des Vortrages einen eingeweckten Bandwurm (vielleicht war es auch nur ein langer weisser Schnürsenkel im Glas, so genau konnte ich das nicht erkennen) in die Höhe hielt, gab es unter den Fahrgästen kein Halten mehr und ihm wurden die Packungen mit dem beworbenen Wundermittel aus den Händen gerissen.

Die Fahrt ging dann wieder durch die Berge, diesmal über weitgehend unversiegelte Pisten, über Stock und Stein, durch Schluchten und Täler von beeindruckender Gewaltigkeit. Auf einer Seite des Busses immer ein Abhang, die Strassen so schmal dass immer mal wieder entgegenkommende LKWs ein paar hundert Meter rückwärts fahren mussten bis zu einer Stelle wo man dann aneinander vorbeikam. Wer wann wo vorbei kann, Vorrang hat oder überholen will, wird durch ein sehr diffizieles System von Hupzeichen ausgemacht. Zwischendurch steigt immer mal wieder jemand zu und verkauft leckere Empanadas, Eis, mir unbekanntes Gemüse oder Chicha, eine Art Maisbier, dessen Fermentierung dadurch in Gang gesetzt wird, dass eine alte Frau in den Eimer mit der Maisbrühe rotzt.

In Ayacucho bin ich wiederum zwei Nächte geblieben, bin durch die Stadt spaziert, habe eine lustige kleine Prozession um den Marktplatz herum mitgemacht um anschliessend im besten Haus am Platz einzukehren und hinter Alpaca einen Haken zu machen. Ein sehr schönes Fleisch, dunkel und kräftig, aromatisch und überraschenderweise hier eher als Arme-Leute-Essen bekannt.

Das nächste Etappenziel auf dem Weg nach Cusco hiess eigentlich Andahuaylas, zu bewältigen in einem Minibus mit 16 Passagieren, wobei die zwei Kinder nicht mitzählten weil sie ja keinen Sitzplatz beanspruchten sondern auf dem Schoss der Mutter sassen oder auf dem Boden zwischen Beinen. Unter anderem meinen, was die Sache nicht bequemer machte. Und als das Mädchen dann auch noch anfing, Ommas Rock vollzukotzen, hatte sie zwar mein volles Mitgefühl sowie eine meiner Plastiktüten für die nächste Attacke aber ich war doch froh dass die Fahrt nur gute vier anstatt erwarteter sieben Stunden dauerte. Und dass nicht nur wegen der sehr sportlichen Fahrweise des Fahrers der es wohl als persönliche Beleidigung auffasste wenn jemand vor uns fuhr und einfach immer überall überholt hat. Hauptsächlich Zeit gespart hat die neue asphaltierte Strasse die seit einem halben Jahr die alte Schotterpiste ersetzt. Und so konnte ich einfach den Anschlussbus nach Abancay nehmen, ein Ort weitere vier Stunden im Minibus auf guter Piste.  Das Kotzkind war wieder dabei, diesmal stabil. Leider fuhr Omma mit ihrem vollgekotzten Rock auch mit und so stand die Wahl zwischen erstinken und erfrieren, denn auf 4000m ist es ganz schön frisch.

Abancay ist eine Kleinstadt in den Bergen in der man gut einen Nachmittag und Abend verbringen kann. Und genau an meinem Abend fand auf dem Hauptplatz der Stadt eine Fiesta statt. Vor der Kirche stundenlanges Getrommel und Gefiedel und dazu junge , meist männliche Menschen, die in aufwendigen Masken und Kostümen wilde Tänze aufführen. Das Ganze kulminierte in einem Feuerwerk das stark nach Marke Eigenbau aussah, an großen Holzkonstruktionen befestigt ist und unglaublich laut und hell und spektakulär. Und es stört auch niemand wenn mal ein Stück vom Feuerwerk fehlgeleitet in die Menge schiesst.

Die letzte Etappe nach Cusco beginnt am nächsten Morgen, ein großer Rumpelbus ohne Klo, der aber auf Klopfzeichen anhält, so das alle aussteigen und sich ob Mann oder Frau, bei spektakulärer Aussicht vor, hinter und neben dem Bus erleichtern können. Ich habe mich inzwischen so an Höhe, Geschaukel und spektakuläre Aussichten gewöhnt, dass ich einen Großteil der Fahrt bis Cusco lese.

Lima

In den letzten Monaten hatte ich nie Schwierigkeiten aufzubrechen, einen Ort zu verlassen, auch wenn er mir noch so gut gefallen hat. Die Vorfreude auf das Kommende hat den Abschied leicht gemacht.

Diesmal war es anders, die Wehmut groß, genauso wie die Ungewissheit was jetzt kommen wird. Ich habs mir selber ausgesucht und ich wollte und will ja auch unbedingt nach Südamerika. Aber trotzdem.

Und dann auch noch der Flug. von Amsterdam via Madrid nach Lima. 18 Stunden. Zuzüglich anderthalb Stunden Verspätung in Madrid. Ausserdem mein sorgfältig ausgesuchter Sitzplatz gecancelt und der halbe Flieger voller Kinder…

Mein Hostel hatte ich zum Ankommen für fünf Tage gebucht, nachdem ich aber am dritten Tag äusserst unangenehme Ohrenschmerzen bekommen habe und einen Tag damit verbracht habe, eine hübsche Klinik mit einem deutschsprachigen HNO-Arzt ausfindig zu machen und ihm einen Besuch abzustatten, hab ich auf sieben Nächte verlängert.  50 Euro die Behandlung, 50 Euro für die Antibiotika. Zum Glück hatte ich da den peruanischen Kochkurs schon absolviert, dessen eine wesentliche Säule die Zubereitung von Pisco Sours in diversen Varianten war. Ein tolles Getränk. Und ein toller Kochkurs, der morgens mit einem Rundgang über den Markt begann und Einblick gab in die Vielfalt des angebotenen Obst und Gemüses (Ich esse ja hier jeden Tag mindestens eine neue Sorte Kartoffeln. Und die Tomaten! Und die Mangos! Und das Zeug dessen Namen ich nicht kenne, was aussieht wie ein Apfel mit Streifen, riecht wie Melone und schmeckt wie eine sehr leckere Birne) und die Marktkultur an sich. Dann wurde gekocht. Ceviche natürlich, Papas de Huanchayo und Lomo de Saltado. Und weil der Kochkurskoch aus der internationalen Spitzengastronomie kommt, alles nicht auf Hausfrauenart sondern ziemlich raffiniert, ausgeschmückt mit Tips und Tricks aus dem Nähkästchen des Profikochs.

Ansonsten ist Lima keine übermässig aufregende Stadt. Gross, ziemlich schmutzig, mit einem für Fremde schwer zu durchschauenden Transportsystem (es gibt von der Stadt betriebene, hoffnungslos überfüllte Expressbusse mit eigenen Fahrspuren und hoffnungslos überfüllte private Buslinien, bei denen aber nie so recht klar ist, wo die langfahren).

Es gibt natürlich viele alte Steine zu sehen, von präinka bis postkolonial, Kirchen, Paläste, den mumifizierten Francisco Pizarro

und ein hübsches Inquisitionsmuseum und es macht auch Spaß ein, zwei Tage durch die Stadt zu spazieren.

Auch der Stadtteil Miraflores, in dem ich gewohnt habe, eins der besseren Viertel, hat ein paar Parks zu bieten in denen abends musiziert und getanzt wird und man gut Zeit vertrödeln, lesen und Leute gucken kann, es gibt ein paar Ruinen und ziemlich viele gute Restaurants und Imbisse. Und ungefähr fünf Sorten Polizei (Stadtpolizei, nationale Polizei, Verkehrspolizei, Touristenpolizei und so eine Art Ordnungsamt). Trotzdem ich mich also so sicher fühlte, wurde es Zeit aufzubrechen und das zu tun wofür ich hergekommen war, nämlich rumfahren!

Zwischen Jahren und Welten

Die Tage um Silvester habe ich in einer Art Zwischenwelt verbracht. In Utrecht, in Holland, bei Freunden, die wiederum aber nicht da waren und mir ihr Haus als Unterschlupf zur Verfügung gestellt haben. Und so war ich sehr froh, in einer vertrauten, reizarmen Umgebung mal ein paar Tage zu verschnaufen, meine Sachen zu sortieren und drei Sachen zu essen die mir ein bisschen gefehlt haben, nämlich Käsestullen, Spagetti und Buletten. Und ansonsten hab ich versucht mich innerlich von Asien zu verabschieden und mich vorzubereiten auf das, was da in den nächsten drei Monaten kommt. Südamerika. Und los gehts in Peru.

Weihnachten am Strand

Verdammt. Bald ist schon wieder Ostern und ich habe immer noch nicht über Weihnachten geschrieben.

Wo genau ich Weihnachten sein wollte, darüber hatte ich lange keinen Plan. Ich wusste nur, er hat folgende Eckpunkte: Strand, Sonne, Hängematte, Schirmchendrinks.
Vor einiger Zeit dann fragten mich meine Freunde Julia und Thomas aus München, ob ich nicht mit ihnen Weihnachten verbringen möchte, sie wären ja in Bangkok. Warum eigentlich nicht, dachte ich mir, schliesslich erzählt mir Julia schon seit Jahren wie unglaublich großartig Bangkok ist.

Und weil ja Weihnachten ist, haben wir ein hübsches Hotel gebucht. Mit einem eigenen Zimmer für mich. Mit eigener Dusche im eigenen Zimmer. Und einem Fernseher. Auch sehr zentral gelegen. Also das Hotel, nicht der Fernseher.

Bangkok ist ja tatsächlich eine ziemlich coole Stadt und so haben wir die nächsten Tage damit verbracht durch die Stadt zu laufen um den Geist von Weihnachten aufzuspüren…. Nein, Spass, wir haben alle zwei Stunden tolle Sachen gegessen, sind durch blitzeblinkende Kaufhäuser gelaufen…also doch irgendwie wie Weihnachten zuhause. Naja, bis auf die stundenlange Massagen für lächerlich wenig Geld, die in Bangkok zum täglichen Pflichtprogramm gehören. Und die Kao San Road, der vermutlich am weitesten von Weihnachten entfernte Ort der Welt an dem wir an Heiligabend Cuba Libres aus Plastikeimerchen getrunken haben.
Etwas näher dran an Weihnachten waren wir dann am 1. Feiertag, wo wir zum Mittag Bei Otto einkehrten, einer soliden deutschen Wirtschaft. Ich hatte eine halbe Ente mit Rotkohl und Klössen. Kein Vergleich mit dem elterlichen Gänsebraten aber unter den gegebenen Umständen vollkommen angemessen.

Und weil zu Thailand natürlich auch Strände, Palmen und Schirmchendrinks gehören, haben wir uns aufgemacht zur schönen Insel Koh Chang, ganz im Süden, unweit der Grenze zu Kambodcha (Kampuchea, wie es in meiner Jugend hiess). Einen halben Tag mit dem Bus durchs Land, mit der Fähre übersetzen, im offenen Pickup, genannt Taxi, einmal über die Insel heizen und schon waren wir da. Im Pajamas Koh Chang, dem großartigsten Hostel in dem ich bisher gewesen bin. Sensationell freundliches und entspanntes Personal, saubere Zimmer. Wie üblich schlafe ich im Schlafsaal, mit den grössten, stabilsten, privatesten Doppelstockbetten. Es gibt einen Pool, das Frühstück ist sensationell, das angeschlossene Restaurant so gut dass es uns schwerfällt, auch mal woanders hinzugehen.

Wir verbringen die drei kurzen Tage mit intensivem Rumhängen, Baden (abwechselnd im Pool und im Meer), machen einen Bootsausflug und ich stelle dabei fest dass Schnorcheln eigentlich doch ganz geil ist. Vielleicht überlege ich mir das mit dem Tauchschein ja doch nochmal.
Jedenfalls, es hat mir beinahe körperliche Schmerzen bereitet, nach dreieinhalb Tagen wieder abreisen zu müssen. Da muss ich auf jeden Fall nochmal hin und empfehle es mit warmen Worten weiter!

Nach einer wie üblich halsbrecherischen Fahrt im Minibus zurück nach Bangkok habe ich die letzte nacht in Asien in einem trostlosen Flughafenhotel verbracht und bin am nächsten Morgen nach Amsterdam geflogen…

Taiwan – das andere China.

Neue Woche, neues Land. Falls es jemand zu rasant wird, haltet aus, bald wird es gemächlicher!

Letzte Woche also Taiwan. Ein Land was jeder kennt, was seit Jahrzehnten immer mal wieder in den Nachrichten ist. Das Land das offiziell Republic of China heisst. Das andere China, mit einer äusserst spannenden Entstehungsgeschichte die sich lohnt mal nachzulesen, z.B. bei Wikipedia, insbesondere auch die Verweise auf die beiden Staatsgründer Sun Yat-sen und Chiang Kai-shek und die sie umgebenden Verwicklungen, so wurde die Witwe Yat-sens später Präsidentin der kommunistischen Volksrepublik China, während ihre Schwester den Gründungspräsidenten Taiwans, Kai-shek heiratete. Oft gesehen haben werden sie sich in dieser Zeit vermutlich nicht.

Taipei, die Hauptstadt, ist für asiatische Verhältnisse eher eine Kleinstadt mit gut 2,5 Mio. Einwohnern, allerdings auf nur ca. 250 Quadratkilometern, weniger als einem Drittel der Fläche Berlins. Dicht bebaut und modern, wenn auch nicht so hypermodern wie z.B. Shanghai oder Singapur, auch weil man hier nicht den Eindruck hat, dass alle 15 Jahre die komplette Bebauung ausgetauscht wird.
Um ein kleines Geheimnis zu verraten, eine meiner geheimsten Leidenschaften sind ja Elevated Roads, Strassen auf Stelzen die sich überall in asiatischen Großstädten finden lassen und sich in bis zu 30 Metern Höhe durch die Städte schlängeln, oft in mehreren Lagen übereinander, mit Kreuzungen, Abzweigungen, drüber, drunter oder dazwischen oft noch eine Ebene mit Gleisen für Züge. Hat den Vorteil dass man den Lärm und den Dreck nicht am Boden hat, es weniger Staus gibt weil oben weniger Kreuzungen und Ampeln sind. Und ausserdem sieht es super aus und Taiwan hat wirklich die beeindruckendsten Hochstrassen die ich bisher gesehen habe. Ich könnte mir das in Berlin auch gut vorstellen, z.B. gut vom Alex bis zum Zoo, übers Brandenburger Tor hinweg, man könnte die ganzen Linden zu einer Fußgängerzone machen und der 17. Juni wird für den Tiergarten renaturiert. Oder so:-)

Ich bin also eine Woche lang durch die Stadt gelaufen und habe gestaunt und mich gefreut. Und weil laufen und staunen hungrig macht habe ich gegessen. Taiwan hat eine einzigartige Küche die ein Mix ist aus diversen chinesischen Regionalküchen, die mit den Fliehenden im Zuge der Staatsgründung auf die Insel kamen, dazu Einflüsse der Ureinwohner und aus der kolonialen Geschichte. Es gibt grandiose Dim Sums, Nudelsuppen zum drin baden, ausserdem tolles Streetfood überall wo man geht und steht und natürlich auf den diversen Nachtmärkten für die die Stadt berühmt ist. Sehr mochte ich z.B. Muschel Hawaii – eine Jacobsmuschel mit frischen Ananasstücken und Käse überbacken.

Und falls sich mal jemand gefragt hat wo all die freundlichen, höflichen, rücksichtsvollen und an ihrer Umwelt interessierten Chinesen leben, die es in der Volksrepublik nicht gibt, sie sind in Taiwan, sie müssen beim Rückzug der Kuomintang auf die Insel alle mitgekommen sein. Oder aber der Einfluß der freien Welt hat hier geholfen. Dann besteht ja zumindest noch ein wenig Hoffnung für das andere China. Habe ich hier etwa Vorurteile und verallgemeinere? Ja natürlich:-)

 

 

Dinge zum ersten Mal tun: 4D Kino

https://www.youtube.com/watch?v=F5irEB5TdHc

Es rumpelt, es wackelt und schaukelt, zischt und qualmt.

Diesmal sitze ich ich nicht in altersschwachen Zug irgendwo im Dschungel sondern in einem gut klimatisierten Hightech-Kino, ausgestattet mit 4DX, quasi einer Erweiterung zum 3D-Kino. Es läuft der dritte Hobbit, der am wenigsten langweilige Teil der Trilogie. Es gibt natürlich Kampfszenen epischen Ausmaßes, allerlei Gegenstände und Viechzeug fliegen rum, manches landet im Wasser.  Alles sieht super aus in IMAX 3D und wird zusätzlich mit den 4DX Effekten verstärkt, manches sehr beeindruckend, wenn z.B. der Sitz den Flugbewegungen folgt und man das Gefühl hat es geht grad wirklich bergab oder das Gerüttel während irgendein Zwerg/Zauberer/Vulkan…äh Elbe auf einem Elch oder Schwein oder auch mal auf einem Pferd reitet. Prima ist es, wenn der Ork von hinten einen Speer durchs Gekröse geschoben bekommt und im Moment wo sich der Stahl ins faulige Orkfleisch bohrt, etwas im Sitz sehr kräftig gegen den eigenen Rücken drückt. Lustig sind auch die Blitze im Saal, die Lichteffekte im Film verstärken und das Wasser was einem ins Gesicht spritzt. Ein bisschen lächerlich sind die Dufteffekte. Angeblich gibt es 1000 verschiedene, ich hab immer nur Klostein und Wunderbaum gerochen. Und ein bisschen nervig ist, dass man die ganze Zeit die Elektromotoren sirren hört, die die Sitze bewegen.

Insgesamt aber eine sehr lustige Erfahrung, die auch nur doppelt soviel wie ein normales Kinoticket gekostet hat.

Ho ho ho in Singapur

Waaas, Du willst eine Woche nach Singapur, da ist es doch so langweilig, drei Tage reichen vollauf. – das war es was ich vorab verschiedentlich gehört habe.

Singapur ist vermutlich die sauberste Stadt der Welt, mit einem extrem hohen Grad an Organisiertheit. Aller Alltag ist vorausgedacht und jede das Zusammenleben störende Abweichung wird reglementiert. Überall wird man darauf hingewiesen was man darf und was nicht. Praktischerweise ist die entsprechende (Geld)Strafe in saftiger Höhe auch gleich mit abgedruckt.
Kaugummis sind bekanntermassen komplett verboten, die Einfuhr von Zigaretten ebenfalls. Geraucht wird öffentlich nur draussen, in speziell gekennzeichneten Zonen. Sitzen hier, stehen da, keine Durians in der U-Bahn.
Auf die Dauer würde es mir vermutlich ziemlich auf den Geist gehen, nach Sri Lanka fand ich all die Sauberkeit und Geordnetheit sehr angenehm.
Es gibt ein paar Dinge anzuschauen, da es aber durchgehend unfassbar heiss und sonnig ist, hielt sich meine Motivation stundenlang durch die Stadt zu laufen ziemlich in Grenzen. Es gibt beeindruckende moderne Architektur (man hat den Eindruck kein Gebäude wär älter als 10 Jahre und überall wird auch abgerissen und neugebaut), hübsche Parks und ein paar Ausflugsziele auf den vorgelagerten Inseln. Die Zeit vertreibt man sich in Singapur aber am besten mit Shopping und Essen. Shopping ist nicht so meins, also habe ich mich aufs Essen konzentriert. Chinesen, Malayen und Inder sind die größten Bevölkerungsgruppen und alle haben ihre eigenen Viertel, wo es sensationelles Strassenessen zu lächerlichen Preisen gibt (Wobei man vor einigen Jahren im Kontroll- und Hygienewahn alle Essenstände in den Vierteln zusammen in sogenannte hawker stalls gepfercht hat, überdachte Stände wo man Essen kauft und dazwischen sitzen kann.), dazu tolle Restaurants in allen Preisklassen.

Bei meinem Fotoworkshop in Burma kam ja ein Großteil der Teilnehmer aus Singapur und so hatte ich für meine Zeit schon diverse Verabredungen zum Ausgehen, Fotowalken, Ausstellungseröffnungen auch zur Weihnachtsfeier des Workshopveranstalters. Die leider einen Tag zu spät stattfand. Zunächst. Erfreulicherweise konnte ich meinem Flug um einen Tag verschieben und konnte mir die volle internationale Weihnachtsdröhnung geben. Und das in kurzen Hosen.

Sri Lanka. Eine interessante Erfahrung.

Das klingt jetzt nicht übermässig euphorisch und so ist es auch gemeint. Ich habe natürlich viel zu wenig gesehen um es in Gänze beurteilen zu können. Ich bin ein paar Tage durch Colombo gelatscht und habe nichts gefunden wo ich unbedingt jemand hinschicken möchte. Es ist eine volle, laute, unorganisierte Stadt ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten.  Gutes Essen Fehlanzeige. Der Umgang der Menschen miteinander rücksichtslos. Es wird gedrängelt, geschubst, der Verkehr ist infernalisch, es sind ausschliesslich Irre motorisiert unterwegs, es wird mit Brutalität gefahren die ich bisher nirgends erlebt habe. Große Autos beanspruchen natürlich die ihnen gebührende Anerkennung, diese sind alle anderen Verkehrsteilnehmer (hauptsächlich Tuktuks) nicht gewillt zu gewähren und so ist das regulierende Prinzip einzig die Angst dass das eigene Fahrzeug beschädigt werden könnte, wenn nicht doch noch gebremst wird.

Kandy war nicht viel anders. Immerhin, es gibt den Buddhazahn. Und das Essen war besser.
Ella hat mir gefallen. Prima zum Wandern, nette Ausflugsziele in der Umgebung. Teeplantagen, Teefabriken und endlich leckeres Essen. Sehr leckeres Essen. Ich weiss jetzt wie sich Monsun anfühlt. Und dass Gleise einen prima Fußwegersatz sind, solang es einfacher ist einem nahenden Zug auszuweichen als den Irren auf der Strasse. Ich weiss jetzt dass es ein einträchtiges Geschäftsmodell ist, Wanderer erst in die Irre zu schicken um sie kurz vor der Verzweiflung ins Licht (aka Gipfel) zu führen. Gegen eine kleine Aufwandsentschädigung.

Entgegen dem Rat des Auswärtigen Amtes habe ich einen Überlandbus benutzt. Und bin dankbar noch am Leben zu sein. Mit welcher Sorglosigkeit der Bekloppte am Steuer sechs Stunden lang mit dem Leben von 40 Menschen spielt, war wirklich beeindruckend.
Immerhin, ich bin am Strand von Hikkaduwa angekommen und habe ein paar Tage entspannt. Lesen, am Strand auf und ab laufen. Alte Tatorte gucken. Ausschlafen. Gingerbeer trinken. Bier trinken. Schildkröten streicheln.

Was mich am allermeisten genervt hat ist die Distanzlosigkeit mit denen man Fremden begegnet. Ob ich lese oder am Telefon rumspiele, schreibe, in die Gegend starre, jedermann quatscht mich an. Fragt mich aus, erzählt mir irgendwas, fasst mich an. Was alles irgendwie ok wäre, wenn man das Gefühl hätte es gäbe echtes Interesse. Es läuft aber immer darauf hinaus, mir etwas verkaufen zu wollen. Taxi, Tuctuc, Geldwechsel, Hotelzimmer, wertvolle Edelsteine, ein Abend mit seiner Schwester.

Ich weiss wie gesagt dass ich nur einen sehr kleinen Teil des Landes gesehen und viel verpasst habe. Das mein Gemotze hier nur eine Verdichtung ist, ist vermutlich auch jedem klar. Es war keine verschenkte Zeit und ich bin froh dort gewesen zu sein und bestimmt gibt es irgendwann noch einmal eine zweite Begegnung, dann haben sie vielleicht auch die Unmengen Bilder von ihrem albernen Präsidenten wieder abgehängt, mit denen das Land grad zugepflastert ist.

Kandy und Ella

Endlich wieder zugfahren. Nachdem ich in den letzten Tagen immer noch ziemlich von einer Erkältung geplagt bin, war meine Lust auf fröhliches von Ort-zu-Ort-backpacken etwas begrenzt. Gestern bin ich dann von Colombo nach Kandy gefahren, eine gemütlich-rumpelige Dreistundenfahrt über Stock und Stein, durch schöne Landschaften, vorbei an Städten, Dörfern, Siedlungen. Weil Kandy ein Kopfbahnhof ist und der Zug hinterher noch ein paar Stunden weiterfährt und der eng getaktete Zeitplan rangieren nicht erlauben würde, fuhren wir die ganze Zeit rückwärts. Über mir kreist ein Ventilator aus dem es unentwegt Funken schlägt.
In Kandy laufe ich zu meinem Hotel, gute 2km, weil ich mich für keinen der ca. 300 Tuktukfahrer, die mir am Bahnhof ihre Dienste anbieten, entscheiden konnte. Kandy selber ist eine eher uninteressante Stadt. Die wichtigste Sehenswürdigkeit ist ein Tempel in dem ein Zahn von Lord Buddha gezeigt wird. (Nachdem ich vor einigen Tagen schon ein Haar von ihm gesehen hab, musste ich dahin.) Oder auch nicht. Er ist nämlich matroschkaartig sechsmal in Gold eingepackt und auch dieses Paket wird nur zweimal am Tag kurz rausgeholt. wusste ich aber nicht also kaufe ich ein Ausländerticket (Einheimische gehen natürlich umsonst rein), gebe meine Schuhe ab und reihe mich ein in den Strom der nach Erleuchtung strebenden. Hat bei mir leider nicht geklappt. Lag vermutlich dran dass ich die ganze daran denken musste dass ich hier in den Knast komme wenn ich mich mit dem Rücken zu einer Buddha-Statue fotografiere. Und davon gibs hier reichlich.
Ansonsten liegen die Schönheiten von Kandy wohl eher im verborgenen. Ich bin etwas genervt und habe keine Lust sie zu suchen. Man wird hier als offensichtlich Nichteinheimischer im Minutentakt angequatscht. Immer mit der gleichen Masche. Hello my friend. Where are you from? Germany. Holland. Russia. Ich variere. Anschliessend folgt immer ein Satz, ein Wort in der dazu passenden Landessprache. Lachen. Hand fasst meinen Arm an. Es folgt das Angebot als Fahrer/Führer/Geldwechsler für mich tätig zu werden. Bleibe ich stehen um auf dem Telefon Google Maps zu checken, bleibt jemand eng neben mir stehen und glotzt mir aufs Display. Patscht drauf, will mir zeigen wo wir sind um anschliessend anzubieten als Fahrer/Führer/Geldwechsler für mich tätig zu werden.

Nunja, heut bin ich weitergefahren nach Ella, einer kleinen Stadt im Hochland, sieben Stunden mit dem Zug. Ich gönne mir ein 1.Klasse-Ticket für 7 Euro und los gehts. Es ist bequem, klimatisiert, nur die Scheiben sind nicht geputzt. Praktischweise stehen aber alle Türen in den Waggons offen so dass man gut fotografieren kann. Es geht durch tiefen, dichten Dschungel in die Berge, bis auf knapp 2.000m, vorbei an riesigen Teeplantagen. Zum lesen komme ich kaum, es ist eine atemberaubende Landschaft.
In Ella bleibe ich die nächsten drei Nächte, das Hotel ist toll, ich blicke vom Bett aus direkt in den – etwas nebelverhangenen – Dschungel, vor dem Zimmer steht ein Schaukelstuhl, es gibt schnelles Internet und kaltes Bier.

 

But Sir!

Heute war es soweit, heute gabs den ersten Versuch mich solide abzuzocken. Ich laufe am Abend ein bisschen durch die Gegend, ein junger Mann weisst mich darauf hin dass meine Fototasche offen ist. Er bleibt bei mir, fragt dies und das, erzählt dass er grad auf dem Weg in einen Tempel ganz in der Nähe wo eine sehr seltene Zeremonie stattfindet und ausserdem gäb es einen Babyelefanten. Ich denk so bei mir, super, Babyelefanten! da fragt er ob ich nicht mitkommen will. Klar will ich. Wir gehen ein Stück, da sagt er wir müssten uns beeilen, is nich mehr lange offen, wir sollten ein Taxi nehmen. Prompt hält eines dieser solide kontruierten und vertrauenerweckenden dreirädrigen Tuktuks neben uns. Was soll schon passieren denk ich und steige ein. Wir fahren tatsächlich zum Babyelefantentempel, es kostet wie üblich einen saftigen Eintritt fürs Schuhe bewachen, natürlich nur für Touristen. Der Tempel ist vollgestopft mit sehr skurillem Kram, die seltene Zeremonie sind drei Typen die auf Schlangenbeschwörertröten rumtröten. Aber es gibt tatsächlich einen Babyelefanten der sich im stockfinstren Garten mit Grünzeug und Keksen vollstopft. Die Kekse darf ich ihm reichen. Überraschenderweise werde ich nach einer Spende gefragt. Klar doch.

Der Präsident. Er mag Telefone.

Der Präsident. Er mag Telefone.

Ich erfahre noch dass der sehr beliebte Präsident (dessen großformatige Portraits in der Stadt es anzahlmässig locker mit denen der Geliebten Führer in Pjöngjang aufnehmen können) hier jeden Morgen zum beten her kommt und dass der alte Rolls Royce vor der Tür mal von Queen Elisabeth benutzt wurde. Heut fährt damit der Abt damit zum Einkaufen.
Unser Tuktuk steht zufälligerweise noch vor der Tür, es soll zurück zum Strand gehen, beim Einstieg faselt er was von einer Ausstellung die wir gleich um die Ecke ansehen könnten, liegt aufm Weg. Ich sage nix, wir fahren los und sind gleich da, es geht auf einen Hof, überm Eingang steht was von Edelsteinausstellung. Aha, daher weht also der Wind denke ich und tatsächlich versuchen mir zwei Aale ohne großartige Einleitung ein paar blankpolierte Kiesel die gut für alles mögliche sein sollen, anzudrehen. Dankeschön sag ich, stehe auf und gehe, mein freundlicher junger Begleiter folgt mir etwas irritiert schauend, sagt aber nix. Wir fahren weiter, die Richtung stimmt, wenigstens werde ich also nicht in irgendeinem finsteren Vorort ausgesetzt. An der Strandpromenade will ich aussteigen, nach einmal insistieren hält er auch tatsächlich an. Ich frage was es kostet, er sagt 4.500 Rupies. Ich meine mich verhört zu haben und frage noch einmal. 4.500 Rupies. Das ist knapp das doppelte was meine fünfzigminütigen Taxifahrt vom Flughafen in einem klimatisierten Prius gekostet hat, ca. 30 Euro. Ich lache ihn aus, gebe ihm 500 und verabschiede mich. Woraufhin der Typ der mich aufgegabelt hat anfängt mit großen Gesten Scheine an den Fahrer zu reichen und mir nachläuft und jetzt doch wenigstens 1.500 von mir will, er könne das ja schliesslich nicht alles selber zahlen.

Ich lache immer noch und gehe.