Bolivia II La Paz

Die Cholitas alleine sind zwar schon ein guter Grund um nach La Paz zu reisen aber die Stadt ist auch darüber hinaus eine überraschend aufregende (Wenn man mal ausser acht lässt dass südamerikanische Städte für westliche Reisende allgemein recht aufregend sind. Wenn man sich aber erstmal dran gewöhnt hat, gibts solche und solche.).

Die Stadt ist voll, laut, stinkt ein bisschen, ist unübersichtlich und sich darin zu bewegen ist anstrengend und unbequem. Das Stadtgebiet verteilt sich über mehrere Täler und die dazugehörigen Hänge, die Höhe variiert zwischen 3.300m und 4.100m. Je tiefer man kommt, desto milder wird es. In diesen Ecken wohnen dann auch „die Reichen“, haben die grösseren Firmen ihren Sitz und ist es auch ein bisschen langweilig weil hier kaum jemand auf den Strassen unterwegs ist, man fährt ja Auto. Bis Mitte letzten Jahres muss es auch sehr mühselig gewesen sein, von einem Ende der Stadt zum anderen zu kommen, die Wege lang, die Strassen verstopft und steil, die öffentlichen Busse sind museumsreife Riesenstinker aus den Fünfzigern (wie zum Hohn steht auf jedem Bus „Pünktlichkeit, Sicherheit, Bequemlichkeit“), daneben gibt es noch die übliche Auswahl an Collectivos, Micros, Taxis. Und dendiedas Teleferico. Neben Unternehmen verstaatlichen und USA verteufeln das Lieblingsprojekt des allseits geliebten Präsidenten, Genosse Evo Morales. Ich vermute er hat diese Stadtseilbahn persönlich geplant und Hand angelegt, anders ist nicht zu erklären warum er überall sein Gesicht hat draufkleben lassen. Gebaut wurde die Anlage von einer österreichischen Firma.

Es gibt drei Linien (acht sollen es nach dem weisen Willen des ewi.. äh Präsidenten mal werden), ähnlich wie Skiliften zieht sich eine Reihe von Masten durch die Landschaft und verbindet mit Gondeln für jeweils acht Personen verschiedene Teile der Stadt sowie der viel höher gelegenen Stadt El Alto (sowas wie dem bösen Zwilling von La Paz, der deutlich schneller wächst und vermutlich bald deutlich grösser sein wird) miteinander. Es ist ziemlich billig, schnell, noch sauber, ruhig (an vermutlich keinem anderen Ort in La Paz hört man tagsüber so wenig Stadtlärm wie in der Kabine) und die Aussicht ist sensationell. Trotz der vielen Vorteile nutzen erstaunlich wenige Menschen dieses Verkehrsmittel. Ein Großteil der Kabinen gondelt selten mit mehr als drei oder vier Passagieren durch die Gegend, insbesondere abends sind die Hälfte davon Pärchen auf einem schnellen, billigen Romantiktrip.

Und wenn man dann ein bis zwei Tage lang Teleferico gefahren ist, gibt es auch am Boden noch eine Menge interessante Sachen zu sehen. Ein paar alte Kirchen wo man aus Opportunitätsgründen beide Augen zugedrückt hat und Gestaltungselemente zugelassen hat für die die Künstler in Europa mindestens exkommuniziert worden wären. Der Hexenmarkt, wo man sich von so ziemlich allem heilen lassen kann, wenn man bereit ist die Tränke, deren Hauptzutaten Schneckenschleim und getrocknete Lamaföten sind, zu schlucken. Es gibt aber auch wesentlich leckere Sachen in der Stadt, überall auf den Strassen werden Kleinigkeiten verkauft, meist fettig, meist gut gewürzt. Super sind z.B. ca. kindskopfgrosse mit Fleischirgendwas gefüllte und fritierte Kartoffelpüreekugeln. Ausserdem gibt es in La Paz die besten Fruchtsäfte der Welt. Sensationelle Kombinationen, riesige Eimer voll für lächerlich wenig Geld. Noch nie war ich so mit Vitaminen aufgeladen wie hier.

  1. Sehr farbenfroh und die Aussicht bei Nacht von der Gondel ist ja beeindruckend. Ich kann mir nur beim besten Willen nicht vorstellen das so eine Bahn echte Menschenmassen bewältigen kann. Aber das scheint ja noch nicht der Fall zu sein. Was ist eigentlich die Geschichte von den Hüten der Frauen?

Leave a Reply

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.